Eine optische Täuschung verwirrt die Sinne und spielt dem Gehirn einen Streich. Obwohl es sich um statische Bilder handelt, sehen wir Bewegungen oder Linien, die gar nicht existieren. Oder wir sehen falsche Farben, eine junge oder alte Frau, eine Treppe, die nicht enden will… Alles reine Illusion! Aber wie entstehen diese optischen Täuschungen im Auge? Was passiert dabei im Gehirn? Hier eine Sammlung optischer Täuschungen: 9 Bilder und Beispiele zum Staunen und zum Ausdrucken – plus eine Erklärung warum und wie sie funktionieren…
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Was ist eine optische Täuschung?
Eine optische Täuschung (auch „visuelle Illusion“) ist eine Wahrnehmungstäuschung. Dabei werden Sinneswahrnehmung und Interpretation gezielt durch widersprüchliche Informationen in die Irre geführt. Das sorgt für Erstaunen, macht aber ebenso Spaß, weil man den eigenen Augen nicht mehr trauen kann. Im Normalfall arbeitet das Auge zuverlässig. Wir vertrauen unserer Wahrnehmung. Nicht aber bei der optischen Täuschung. Hierbei sehen wir selektiv: Was wir sehen, ist UNSERE Realität – aber nicht DIE Realität. Der Sehreiz wird falsch interpretiert. Das (falsche) Bild entsteht allein im Gehirn.
Arten von optischen Täuschungen
Optische Täuschungen werden durch verschiedene Tricks erzeugt. Unterschieden werden dabei verschiedene Arten:
- Größen-Illusionen
- Perspektivische Täuschungen
- Kippfiguren und Vexierbilder
- Farbtäuschungen
- Unmögliche Formen
- Geometrische Täuschungen
In den folgenden Bildern finden Sie viele Beispiele für optische Täuschungen. Dazu erhalten Sie eine Erklärung, wie und warum die optische Täuschung funktioniert.
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Coole optische Täuschungen: Bilder und Beispiele
Die Hermann-Gitter-Täuschung
Wie funktioniert die optische Illusion?
„Ninio’s Extinction Illusion“ heißt das Kunstwerk, das Will Kerslake ursprünglich auf Twitter postete. Das Bild zeigt zwölf Punkte. Allerdings ist es unmöglich, alle zwölf gleichzeitig zu sehen. Konzentriert man sich auf einen oder zwei, verschwinden die anderen aus dem Sehfeld. Bei der optischen Täuschung handelt es sich um eine Variation der Hermann-Gitter-Täuschung: Durch das Gittermuster wirken die Kreuzungspunkte heller, gleichzeitig verschwinden die dunkleren Punkte.
Zu diesen Illusionen zählen auch Farbtäuschungen. Bekanntestes Beispiel: das Bild eines Kleides, das unter dem Hashtag #TheDress auf Twitter gepostet wurde. Viele sahen darin ein weißes Kleid mit goldenen Applikationen. Tatsächlich handelte es sich (laut Hersteller) um ein blaues Kleid mit schwarzen Applikationen.
Die Münsterberg- oder Kaffeehaus-Täuschung
Wie funktioniert die optische Illusion?
Alle orangen Linien auf dem Bild sind vollkommen parallel. Alle Rechtecke gleich groß. Je länger Sie darauf schauen, desto mehr scheinen sich die Linien aber zu biegen. Vor allem an den Rändern. Schuld daran sind die Kontraste, die stärker wahrgenommen werden als die Linien.
Die Müller-Lyer-Illusion
Wie funktioniert die optische Illusion?
Dieses Beispiel einer optischen Täuschung ist als „Müller-Lyer-Illusion“ bekannt. Dabei wird die Wahrnehmung durch ergänzende Elemente und eine Größenillusion gestört. Beide Linien sind gleich lang. Die Wahrnehmung aber sagt etwas anderes. Zu dieser Kategorie gehören auch Tiefenillusionen oder perspektivische Größentäuschungen.
Die Ebbinghaus-Illusion
Wie funktioniert die optische Illusion?
Bei dieser optischen Täuschung meinen Sie, dass der linke obere innere Kreis kleiner ist als der rechte untere. Falsch! Beide inneren Kreise sind identisch. Dadurch, dass sie von unterschiedlich großen Kreisen umgeben sind, relativiert und verändert sich ihre Größe. Wie bei Menschen im richtigen Leben (siehe Cheerleader-Effekt)
Phantombilder durch optische Täuschung
Wie funktioniert die optische Illusion?
Hierbei handelt es sich um ein sogenanntes „Phantombild“. Wenn Sie längere Zeit auf den schwarzen Punkt und danach auch eine weiße Wand oder Decke schauen, sehen Sie den Regenbogen in Echtfarben. Grund dafür ist eine Desensibilisierung der Rezeptoren Ihrer Augen. Fachleute sprechen auch von einem „negativen Nachbild“. Wer länger auf dunkle Farben starrt, sieht diese im Nachbild hell und umgekehrt. Eines der bekanntesten Phantombilder zeigt den vermeintlichen Jesus als optische Täuschung.
Optische Täuschung durch Bewegungsillusion
Wie funktioniert die optische Illusion?
Bei der Bewegungsillusion handelt es sich um Scheinbewegungen. Sie betrachten ein statisches Bild. Trotzdem scheint sich alles zu bewegen. Viele dieser Bilder haben etwas Halluzinatorisches. Hervorgerufen wird die optische Täuschung durch wiederholende Muster. Durch unterschiedlich starke Kontraste kommt es im Gehirn zu Fehlinterpretationen. Grund: Gibt es keinen Anhaltspunkt für eine räumliche Lage, entsteht das Gefühl der Bewegung.
Vexierbilder als optische Täuschung
Wie funktioniert die optische Illusion?
Diese optische Täuschung entsteht durch Formenillusion. Was sehen Sie auf dem obigen Bild? Im Internet kursiert das Motiv als eine Art Selbsttest für schmutzige Gedanken. Ist natürlich Quatsch. Auch wenn die meisten Menschen zuerst einen weiblichen Torso sehen: Es können ebenso zwei tanzende Strichmännchen sein, die die Arme nach oben reißen. Ein typisches Vexierbild (Hier die Auflösung). Dahinter steckt eine „Mehrdeutigkeit“: Es gibt ein „Positiv“ und ein „Negativ“ von dem Bild. Klassisch sind die Darstellungen von zwei zugewandten Gesichtern, die als schwarze Umrisse zu erkennen sind. Die Lücke zwischen den Gesichtern wird oft als Vase interpretiert.
Kippfiguren als optische Täuschung
Wie funktioniert die optische Illusion?
Mit den Vexierbildern eng verwandt sind die Kippfiguren. Auch „Kippbilder“ genannt. Das obige Bild zeigt eine Zeichnung des amerikanischen Cartoonisten William Ely Hill. Sie erschien unter dem Titel „My Wife and My Mother-In-Law“. Einer Studie der Flinders Universität zufolge ist es eine Frage des Alters, welche der beiden Frauen Sie zuerst erkennen: junge Frau oder alte Frau? Falls Sie die junge Frau sehen, sind Sie selber jung (geblieben).
Unmögliche Figuren als optische Täuschung
Wie funktioniert die optische Illusion?
Beliebt unter den optischen Täuschungen sind auch „unmögliche Figuren“: Geometrische Zeichnungen wie das bekannte „Penrose-Dreieck“ oder dieser Würfel. Die Konstrukte zählen ebenfalls zu den Kippfiguren. Dabei handelt es sich um zweidimensionale Objekte, die Dreidimensionalität vortäuschen. Das führt dazu, dass sich die Wahrnehmung spontan ändert, wenn wir sie länger betrachten. Sie werden daher auch als „multistabile Konstruktionen“, „Gestaltwechsel“ oder „Wahrnehmungswechsel“ bezeichnet.
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Wie entstehen optische Täuschungen im Alltag?
Es gibt mehrere Methoden, eine optische Täuschung zu erzeugen und das Auge auszutricksen. Die Täuschung basiert immer auf dem falschen Zusammenspiel aus Wahrnehmung durch die Augen und der Interpretation durch das Gehirn. Die Erklärungen:
- Verarbeitung von Sinnesreizen
Einige optische Täuschungen funktionieren nur, weil das Auge Informationen nicht nur wahrnimmt, sondern filtert. Was als unwichtig eingestuft wird, kommt erst gar nicht im Gehirn an. Das funktioniert auch andersherum: Dinge, die wir zu kennen glauben, werden vervollständigt. Dabei greifen wir auf Erinnerungen und Erfahrungen zurück. Das Gehirn versucht dann die Bilder zu einem sinnvollen Ergebnis zu ordnen. Optische Täuschungen manipulieren also den Ablauf und spielen dem Gehirn einen Streich. - Verwirrung durch falsche Relationen
Viele optische Täuschungen arbeiten mit falschen Relationen. Ein Objekt, das von kleineren Dingen steht, wirkt größer. Das menschliche Auge kann solche Verhältnisse schwer bestimmen. Das gilt übrigens auch für Farben. Zwei gleichfarbige Quadrate wirken auf unterschiedlich hellem oder dunklem Hintergrund plötzlich nicht mehr so identisch. Für andere optische Täuschungen ist der Standort oder die Perspektive entscheidend.
Wer hat optische Täuschungen entdeckt?
Die Kunst arbeitet schon lange mit Illusionen. Zu den bekanntesten Vertretern gehören der spanische Maler und Exzentriker Salvador Dali. Er gilt als Hauptvertreter des Surrealismus. Ebenso der niederländische Grafiker Maurits Cornelis Escher. Er ist bekannt für seine perspektivischen Unmöglichkeiten. Seine Bilder zeigen Treppen, die scheinbar unendlich sind wie die Lithographie „Treppauf/Treppab“.
Illusionistische Malerei lässt sich bis in die Antike zurückverfolgen. In der Renaissance wurden mittels perspektivischer Malerei, der „Trompe-l’œils“ („Täusche das Auge“), in Kirchen oder Palästen architektonische Elemente vorgetäuscht, um den Raum größer aussehen zu lassen.
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Erfahrbare Illusionen im Alltag
Optische Täuschungen begegnen uns auch im Alltag. Erlebbare optische Täuschungen und Illusionen sind zum Beispiel:
- Nachbild
Schalten Sie einige Sekunden eine Glühbirne ein und sehen Sie hinein. Danach blicken Sie in den Raum. Plötzlich taucht die Glühbirne in allem auf, was Sie ansehen. - Fata Morgana
Die Fata Morgana entsteht durch starke Hitze. Bei erhitztem Boden heizt sich die Luft auf und dehnt sich aus. Dort wo kalte und heiße Luftschichten aufeinander treffen, brechen sich die Lichtstrahlen. An den Grenzen der Schichten kommt es zu einer Luftspiegelung. So können Objekte gespiegelt werden, die in Wirklichkeit etliche Kilometer entfernt sind. - Landschaft
Optische Täuschungen führen sogar zu Verschwörungstheorien. Etwa beim schottischen Berg „Electric Brae“. Bei ihm rollen Autos entlang der A719 scheinbar bergaufwärts. Das führte zu Spekulationen über erdmagnetische Strahlungen. Tatsächlich ist es nur die Bergkulisse, die die Illusion schafft (siehe YouTube-Video).
3 Tipps, die eigene Wahrnehmung zu hinterfragen
Optische Täuschungen und Illusionen können Sie wunderbar nutzen, um die eigene Wahrnehmung zu hinterfragen. Mit diesen drei Fragen gelingt es:
- Gibt es andere Erklärungen?
Wer sich auf die offensichtliche Erklärung verlässt, denkt womöglich zu kurz. So kann man auf eine falsche Wahrnehmung und optische Täuschung hereinfallen. Bringen Sie sich bei, alternative Erklärungen zu suchen. - Kenne ich alle Informationen?
Oft sehen wir nur einen kleinen Teil des Ganzen. Daraus versuchen wir ein vollständiges Bild zu machen. Versuchen Sie, Ihre Wahrnehmung zu hinterfragen und sich nicht auf die erste Einschätzung zu verlassen. - Betrachte ich andere Standpunkte?
Wahrnehmung wird extrem vom eigenen Standpunkt geprägt. Meinungen, Ansichten, Vorurteile oder Denkweisen können aber täuschen. Vollziehen Sie daher einen Perspektivwechsel, um Denkmuster zu durchbrechen.
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- Déjà-vu: Was dahinter steckt + Wie die Täuschung entsteht
- Wahrnehmungsstörung: Wir können nicht nicht wahrnehmen
- Wahrnehmungsfehler: Diese stehen Ihrem Potenzial im Weg
- Sinne schärfen: 10 Übungen
[Bildnachweis: Karrierebibel.de]
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